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GOLD-KONFISZIERUNG WÄRE UNSINN

By Egon von Greyerz

Founder and Chairman

Wird man Gold konfiszieren? Das könnte passieren, natürlich. Verzweifelte Regierungen werden verzweifelte Maßnahmen treffen. Die Weltwirtschaft befindet sich im Sturz und ist jetzt auf dem Weg in eine hyperinflationäre Depression, unbegrenzte Geldschöpfung wird Währungszusammenbrüche verursachen, was wiederum zu einem steilen Anstieg der Goldpreise gemessen in wertlosem Papiergeld führen wird.

Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, lautet also: Warum würden Regierungen umsichtige Sparer bestrafen, die sich Schutz gesucht haben gegen unverantwortliches Missmanagement der Wirtschaft und der Währung?

GOLD: 0,5 % DER GLOBALEN ASSETS

Schätzungen der Credit Suisse zufolge liegt die Höhe der globalen Finanzanlagen bei 360 Billionen $. Davon sind 85 Billionen $ Aktien, oder 24 %. Der globale Anleihemarkt kommt auf 100 Billionen $ (28 %). Anlagegold liegt bei ca. 35.000 Tonnen oder 1,9 Billionen $. Und das entspricht gerade einmal 0,5 % der globalen Finanzanlagen.

Wenn Anlagegold nur 0,5 % der globalen Assets ausmacht, während der Aktienanteil bei 24 % liegt, kann man sich fragen, warum die US-Regierung alles Erdenkliche unternimmt, um den Wert der Aktien mittels Geldschöpfung in die Höhe zu treiben, während sie gleichzeitig den Goldpreis drückt. Warum unterstützt man Aktionäre beim Reichwerden, während Goldhalter bestraft werden?

Regierungen fördern eindeutig steigende Aktienmarktkurse, weil es ihnen Wählerstimmen bringt. Da es aber nur so wenige Goldanleger gibt, verliert die Regierung kaum Wählerstimmen, wenn sie den Goldpreis nach unten manipuliert.

WERDEN DIE USA GOLD KONFISZIEREN?

Da wir jetzt in eine Phase starker Währungsentwertung und potentieller Hyperinflation eintreten, könnte man sich fragen, warum Regierungen Anleger davon abhalten sollten, Vermögenssicherung in Form von Gold zu betreiben. Würden die USA also das Gold der Amerikaner konfiszieren, anstatt Sparsamkeit und vorausschauende Vermögenssicherung zu fördern? Einige Beobachter, wie Jim Sinclair („Mr. Gold“), denken, dass dies sogar US-Goldminen betreffen könnte. Er glaubt aber, dass etablierte, gängige Münzen wie der US-Eagle davon ausgenommen wären.

Die Goldkonfiszierungen unter Roosevelt 1933 fanden allerdings unter ganz anderen Bedingungen statt, die sich nicht mit heute vergleichen lassen. Damals befanden sich die USA in einer Wirtschaftsdepression, zudem war der Dollar an Gold gebunden. Die Wirtschaft war unter Druck und die US-Regierung entschied, dass der Dollar abgewertet werden müsse. Eine Entwertung des Dollars bedeutete also automatisch auch eine Neubewertung von Gold, da beide miteinander verbunden waren. FDR (Franklin D. Roosevelt) entschied jedoch, dass US-Goldeigentümer nicht von der Goldaufwertung profitieren sollten. Also wurde das Gold konfisziert und von 20,67 $ auf 35 $ pro Unze aufgewertet. Gold in Bankenschließfächern wurde eingezogen, doch viele Amerikaner versteckten ihr Gold zu Hause. Goldbestände außerhalb der USA wurden allerdings nicht konfisziert.

AMERIKANER HALTEN GOLD IN VIELEN LÄNDERN

Goldeigentum ist heute global. US-Investoren zum Beispiel lagern Gold legal in vielen verschiedenen Ländern – in Kanada, Singapur, Australien, Großbritannien und der Schweiz. In diesen Ländern werden erhebliche Goldmengen durch US-Bürger gelagert. Die Schweiz ist dabei ein wichtiges Goldzentrum, wo das Gold bei Großbanken aber auch vielen Privatbanken verwahrt wird. Zudem gibt es in der Schweiz zahlreiche private Goldlagereinrichtungen außerhalb des Bankensystems, wo beachtliche Mengen Gold verwahrt werden.

Es wäre völlig unpraktisch, Amerikaner zu verpflichten, das Gold in die USA zurückzuführen. Zudem würden viele Länder nicht kooperieren. Ich habe auch gehört, wie die Schweiz dafür kritisiert wurde, dass sie den US-Behörden nachgegeben habe und die Namen von Amerikanern preisgibt, die nicht deklarierte Goldbestände in der Schweiz halten – bei der UBS oder anderen Banken. Als Schweizer bin ich ebenfalls der Auffassung, dass die Schweizer Regierung hier nicht hätte nachgeben dürfen (es war zudem ein Verstoß gegen die Schweizer Verfassung). Das Bankengeheimnis war zu dieser Zeit heilig und auch gesetzlich verankert. Aber auch von vielen europäischen Ländern kam Druck, dass die Schweiz sich des Steuerbetrugs mitschuldig machen würde. In der Schweiz war es kein krimineller Akt, Geldbeträge oder Einkommen nicht auszuweisen.

AUTOMATISCHER AUSTAUSCH ALLER FINANZINFORMATIONEN

Die Schweiz gab damals also nach und die Banken mussten sich in die Bücher schauen lassen. Heute tauschen alle Banken der Welt Informationen auf Grundlage der OECD-Standards für Berichterstattung aus. Hierbei handelt es sich um einen Automatischen Informationsaustausch (AIA) zwischen praktisch allen Ländern der Welt. Auch Gold, das innerhalb des Finanzsystems gehalten wird, fällt unter diesen Informationsaustausch.

Grund für das Nachgeben der Schweiz war der enorme Druck, den man von den US-Behörden bekam (angeblich ging es sogar um das Einfrieren aller Assets der UBS-Geschäftsstellen in den USA). Aber auch moralisch musste die Schweizer Regierung nachgeben, da es kaum zu rechtfertigen war, dass Aktivitäten, die in der Schweiz zulässig waren, in den USA und den meisten anderen Ländern als Betrug galten.

Gold und andere Edelmetalle, die in privaten Lagereinrichtungen gehalten werden, müssen von Amerikanern derzeit nicht in Steuererklärungen angegeben werden. Dasselbe gilt für Immobilien- und Grundstückseigentum. Vor dem Hintergrund strikter Compliance (Einhaltung von Richtlinien) und Anti-Geldwäsche-Gesetzen (engl. AML) würde kein seriöses Unternehmen, das Edelmetalllagerung anbietet, undeklarierte Geldmittel oder Metalle akzeptieren. Folglich würde kein respektables Unternehmen, das mit Gold zu tun hat, Kundengeld oder Gold akzeptieren, das nicht konform ist mit den steuerlichen Bestimmungen des Landes, aus dem der Kunde stammt.

Also: Heutzutage sind Gold- und andere Edelmetallbestände, die von Amerikanern in der Schweiz gehalten werden, vollkommen steuerkonform. Aus diesem Grund bezweifele ich auch, dass der Schweizer Staat mit US-Steuerbehörden kooperieren würde, sollten diese die Rückführung des Goldes fordern.

GOLD IST EIN STRATEGISCHER INDUSTRIEZWEIG FÜR DIE SCHWEIZ

Goldkonfiszierungen in der Schweiz sind sehr unwahrscheinlich. Veredlung und Verwahrung von Gold ist ein strategisch wichtiger Industriezweig für die Schweiz. Das Land veredelt 70 % der Goldbarren der Welt. Unser Land ist somit ein sehr wichtiger Akteur in der globalen Goldbranche, der nicht einfach durch auswärtige Institutionen ersetzt werden kann. Zudem macht Gold 29 % aller Schweizer Exporte aus, und das ist erheblich! Zudem wird in der Schweiz ein großer Teil der globalen Privatgoldbestände gelagert.

In Gold sparen oder Gold als Geschenk an die eigenen Kinder und als Mitgift hat seit jeher Tradition in der Schweiz. Zu diesem Zweck werden in der Regel Schweizer Vreneli-Münzen gekauft.

Die Goldmengen, die privat in Schweizer Lagereinrichtungen verwahrt werden, wachsen Jahr für Jahr deutlich an. Das stabile politische System, Rechtsstaatlichkeit, sehr lange demokratische Tradition sowie die Neutralität des Landes tragen allesamt dazu bei. Goldkonfiszierungen würden zudem die Verfassung des Landes verletzen. Ein befreundeter, ranghoher Schweizer Politiker sagte mir, dass das Volk rebellieren würde, sollte der Schweizer Staat Gold konfiszieren. Und aus diesen Gründen glaube ich, dass die Bedeutung der Schweiz als Goldzentrum sogar noch weiter steigen wird – als bester Ort in der Welt für Goldlagerung.

HALTEN DIE USA NOCH 8.000 TONNEN GOLD?

Die USA deklarieren Goldbestände von 8.000 Tonnen. Dieses Gold hat seit dem Tagen Eisenhowers, Mitte der 50er Jahre, keine offizielle Bestandsprüfung mehr gesehen. Es muss natürlich einen Grund geben, warum ein Land seine Goldbestände im offiziellen Gegenwert von 450 Milliarden $ keiner ordentlichen Bestandsprüfung unterzieht. Die gleiche Situation haben wir in fast allen anderen Ländern. Es gibt keine offiziellen physischen Bestandsprüfung der eigenen Goldbestände. Da aber jedes Land formal Goldbestände ausweist, wäre man den Bürgern gegenüber in der Pflicht, deren vermeintliche Goldbestände öffentlich prüfen zu lassen.

Das hat natürlich einen einfachen Grund: Sie verfügen nicht über die Goldmengen, die nach ihren Aussagen in den Beständen sein sollten. Einen anderen Grund für die Nichtprüfung der Goldbestände kann es nicht geben. Meiner Meinung nach haben die Zentralbanken, wie auch die Fed, ihre offiziellen Goldbestände heimlich reduziert. Zudem verleihen (verleasen) Zentralbanken einen größeren Teil ihrer Goldbestände, und höchstwahrscheinlich wird dabei dasselbe Gold gleich mehrfach verliehen. Wir wissen zum Beispiel, dass die HSBC und JP Morgan eine große Menge Zentralbankengold halten. Beide treten zudem als Depotbanken für den weltweit größten Gold-ETF auf – GLD. Wenn die Goldbestände des GLD wachsen, werden keine Goldkäufe bei Schweizer Raffinerien registriert. Die Depotbanken leihen dem ETF stattdessen Zentralbankgold, das sie selbst halten und das womöglich schon mehrfach verliehen wurde.

VERLOREN AN DEN OSTEN: DAS GOLD DER ZENTRALBANKEN UND BULLIONBANKEN

Wenn Gold in der Vergangenheit verliehen wurden, verblieb es bei den Bullionbanken in London oder New York. Die großen Käufer von heute sind China und Indien. Sie kaufen Gold von den Bullionbanken in London oder New York. Diese 400-oz-Barren werden in die Schweiz geschickt, wo sie von Schweizer Raffinerien zu Kilo-Barren verarbeitet werden. In Indien und China sind diese Kilo-Barren die gewünschte Größe. Dann werden die Barren in den Osten geliefert. Die Bullionbanken leihen sich 400-oz-Barren von einer Zentralbank und verkaufen sie dann an Käufer aus dem Osten.

Das Gold bleibt also nicht mehr in London oder New York – die Zentralbank verleiht das Gold jetzt an eine Bullionbank, welche es an China oder Indien verkauft. In der Folge verfügt die Bullionbank nicht mehr über das physische Gold und die Zentralbank hält nur noch einen Schuldschein von der Bullionbank. Das heißt: Bullionbanken wie Zentralbanken haben das physische Gold dauerhaft verloren. Es wird niemals zurückkehren. Die Bullionbank gerät in Verzug, weil sie kein Gold an die Zentralbank liefern kann, und die Zentralbank hat ihr physisches Gold für immer verloren. Und deswegen verfügen Zentralbanken nur über einen Bruchteil des physisches Goldes, das sie offiziell als Bestand ausweisen.

JIM SINCLAIR: GOLD BEI 87.000 $

Jim Sinclair und Bill Holter, zwei der meistrespektierten Personen der Goldbranche, haben den realen Wert des US-Goldes errechnet, auf Grundlage der vermeintlichen US-Goldbestände von 8.000 Tonnen, die angeblich die US-Bilanzen in der Waage halten sollen. Sie veranschlagen einen Wert zwischen 50.000 $ und 87.000 $. Und zwar unter der Annahme, wie Jim Sinclair deutlich macht, dass die USA auch 8.000 Tonnen halten. Sagen wir jetzt, die USA hielten nur 4.000 Tonnen. Dann würde der Goldpreis auch doppelt so hoch wie die Schätzungen liegen. Ginge man davon aus, dass praktisch das gesamte US-Gold verkauft oder verliehen wurde, würde der veranschlagte Goldpreis ins Unendliche steigen. Doch 4.000 Tonnen oder etwas weniger scheint schon realistischer.

CHINESISCHES GOLD

Seit Jahrzehnten akquiriert China Gold. Die offiziellen Goldbestände des Landes werden mit 2.000 Tonnen ausgewiesen. Doch viele gehen davon aus, dass die tatsächlichen Bestände beim mehr als Zehnfachen liegen. Insider, die mit den Chinesen zusammengearbeitet haben, bestätigen, dass China wahrscheinlich über 20.000 Tonnen Gold hält. Die gesamte inländische Goldproduktion Chinas von derzeit 400 Tonnen pro Jahr fließt an den Staat.

Wenn China die Einführung eines goldgedeckten Yuan ankündigt, was nicht unwahrscheinlich ist, werden sie ihre 20.000 Tonnen (und mehr) offenlegen und auf diesem Weg die USA herausfordern, zu beweisen, dass deren Bestände von 8.000 Tonnen tatsächlich vorhanden sind. Das wird für einen interessanten und aggressiven Schlagabtausch sorgen, hoffentlich nur verbal.

GOLDKONFISZIERUNG – EvG‘ MEINUNG

Wie ich eingangs schon sagte, ist es möglich, dass Regierungen versuchen werden, Gold zu konfiszieren. Doch meiner Ansicht nach ist dies ein extrem schwieriges Unterfangen – aus rechtlicher wie logistischer Sicht. Wenn das Gold zudem im Ausland gehalten wird, werden viele Länder Widerstand leisten oder Goldauslieferungen in die USA verweigern.

Zudem ist der heutige Goldmarkt global. In China werden 1,4 Milliarden Menschen sogar von Staat bestärkt, selbst Goldeigentümer zu werden. In Indien ist es für die meisten Familien Tradition, Gold zu besitzen und es als Mitgift bei Heiraten zu schenken. In Russland sind die Goldreserven von 400 Tonnen im Jahr 2006 auf 2.300 Tonnen heute gestiegen – eine Vervierfachung! Diese Länder verstehen die grundlegende und lebenswichtige Bedeutung von Gold.

An den heutigen globalen Märkten wäre es fast unmöglich, Unternehmen oder individuelle Akteure davon abzuhalten, Gold außerhalb der USA oder Europa in Shanghai, Singapur oder Zürich zu handeln.

Da sich das Epizentrum des Goldmarkts nach China und in den Osten verlagert, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die USA und der Westen Gold konfiszieren wird. Es würde einen Kurssturz bei Dollar und Euro auslösen und die Stellung von USA und Europa sowie deren Ökonomien deutlich schwächen.

Denken Sie daran:

WER DAS GOLD HAT, BESTIMMT DIE REGELN

Folglich halte ich Konfiszierungen für sehr unwahrscheinlich. Staaten kommen auf viel einfacherem Weg an die Anlagen der Vermögenden – durch hohe Besteuerung. Und genau das wird, so glaube ich, auch passieren – also nicht speziell beim Gold. Wenn die Staatsdefizite in die Höhe schießen, werden alle Anlagen von Vermögenden stark besteuert werden – und nicht nur Gold, das nur 0,5 % der weltweiten Finanzanlagen repräsentiert.

Folglich ist Steuerplanung, mit einer Analyse der unterschiedlichen Rechtsgebiete, genauso wichtig wie Vermögensplanung.

MÄRKTE

Aktien

Die Aktienmärkte sind gerade im Begriff, ihre Aufwärtskorrektur zu beenden. Es könnte noch eine Woche oder zwei dauern. Sobald diese vorbei ist, werden wir auf der ganzen Welt rapide Einbrüche auf neue Tiefs erleben.

Metalle

Die Edelmetalle befinden sich in einem starken Aufwärtstrend. Das 2011er-Hoch für Gold in USD wird bald erreicht sein. In allen anderen Währungen hat Gold die Hochs von 2011/12 schon im Verlauf der letzten zwei Jahre überstiegen, Gold in US-Dollar wird folgen. Vergessen Sie nicht, dass Korrekturen immer auch Teil eines stabilen Aufwärtstrends sind.

Es ist vollkommen irrelevant, welcher Goldpreis in wertlosem Papiergeld erreicht wird – ob nun Sinclairs 58.000 $ oder meine seit 18 Jahren bestehende Prognose von 10.000 $ in heutigem Geld. Die Zukunft wird es zeigen.

Von entscheidender Bedeutung ist aber, dass man Gold hält – zum Schutz gegen ein Währungssystem und ein Finanzsystem, die gerade am Auseinanderbrechen sind.

About Egon von Greyerz
Born with dual Swiss/Swedish citizenship, Egon's education was mainly in Sweden. Egon von Greyerz began his professional life in Geneva as a banker and thereafter spent 17 years as the Finance Director and Executive Vice-Chairman of Dixons Group Plc. During that time, Dixons expanded from a small photographic retailer to a FTSE 100 company and the largest consumer electronics retailer in the U... More...

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