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Schulden, Währungsentwertung & Krieg – Die zeitlosen Grundpfeiler des Scheiterns

von Matthew Piepenburg

Partner

In diesem Artikel folgen wir der Schnipselspur aus simplen Zahlen und Anleihemarktsignalen, die uns zu einem häufig erwähnten Muster führt, das zeigt, wie einst große Nationen ganz viel Größe verlieren.

Schulden zerstören Nationen

Sobald sie den Rubikon zwischen „extrem“ und „einfach nur Wahnsinn“ überschritten haben, zerstören Schulden ganze Nationen.

Man frage nur in den früheren spanischen, britischen oder niederländischen Reichen nach. Oder man frage die Deutschen über die Zeit zwischen beiden Weltkriegen. Man frage auch die Jugoslawen der 1990er Jahre oder einen Historiker für das Alte Rom oder aber einen Händler im heutigen Argentinien.

Die Geschichte ist immer so ziemlich die gleiche, allein die Bühnen oder die Länge der Stücke variieren.

Der Prozess verläuft, ganz wie Hemingway es beschreibt, zuerst noch langsam, dann aber schlagartig.

Teil dieses Prozesses ist auch eine Währungsentwertung, die geradezu gebraucht wird, um den Berg verzweifelt emittierter Schuldtitel irgendwie abtragen zu können, was sich aktuell gut am Beispiel einer weiter steigenden und eben nicht „vorübergehenden“ Inflation zeigt.

Anschließend treten wachsende soziale Unruhen ein, in deren Folge es zu verschärften Zentralisierungsbestrebungen seitens der politisch Linken oder Rechten kommt – immer im Namen dessen, „was für uns am besten ist“.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Zentralisierung – der letzte, erfolglose Akt

Zentralisierung hat langfristig nie funktioniert, doch das hat noch keinen Opportunisten daran gehindert, es wieder zu probieren.

Man schaue sich nur unsere Zentralbanken an.

In einem vielmehr zentralisierten als freien Markt darf allein der Name „Zentralbank“ als verräterisches Zeiten hinsichtlich Funktion und Profil dieser Einrichtung gelten.

Als private Zentralbanken ihre versteckte Machtfülle, ihre Kontrolle nationaler Märkte und damit die Kontrolle nationalen Wohlergehens allmählich ausweiteten, verkümmerte auch das Konzept freier Preisbildung an den Anleihemärkten (indirekt auch an den Aktienmärkten) zu einer Finanzkreatur, die im heutigen Neofeudalismus, welcher vor langer Zeit echten Kapitalismus ablöste, ganz ausstarb.

Das Spiel der Zentralbanken – Vom temporären Wohlstand zum permanenten Ruin

Wenn Zentralbanken wie die Federal Reserve Zinssätze drücken und tonnenweise Geld drucken, werden Anleihen künstlich gestützt. Sprich: Ihre Preise steigen und ihre Renditen werden gestaucht.

Sind die Renditen niedrig, ist das Zinsniveau niedrig. Somit sind auch die Kreditkosten niedrig. Niedrige Kreditkosten sorgen dafür, dass selbst profitfreie Aktientitel Kredite bekommen, mit denen sie sich weitere Wohlstandsjahre finanzieren – Beispiel: 600 %iger Anstieg im S&P nach der Krise von 2008…

Kurz: Die durch Zentralbanken gedrückten Zinssätze sind stabiler Rückenwind für ansonsten zweitklassige Assets.

Wenn Zentralbanken wie die Fed aber die Zinssätze erhöhen (angeblich um „Inflation zu bekämpfen“), stellt sich der gegenteilige Effekt ein: Alles gibt nach und bricht!

Darüber, was schon kaputt ist, was gerade bricht und was weiterhin einstürzen wird, habe ich bis zum Gehtnichtmehr geschrieben und gesprochen; ausführlich gesprochen und geschrieben habe ich zudem über die quantifizierbare Ironie hinter Powells Krieg gegen die Inflation, welcher letztlich noch mehr Inflation bringen wird.

Jau, an Ironien mangelt es nicht in dieser sogenannten Expertenwelt, die kaum mehr ist, als Rentier Rudolphs Insel der nutzlosen Spielzeuge.

Schmerz hinauszögern, verstärkt diesen nur

In normalen marktwirtschaftlichen Zyklen, wo keine Zentralbankunterstützung existiert, steigen und fallen Anleihepreise und folglich die Zinsen ganz natürlich auf Grundlage von natürlicher Nachfrage und natürlichem Angebot.

Kaum zu glauben…

Das führt zu regelmäßigen aber gesunden Momenten „konstruktiver Zerstörung“, wie von Mises und Schumpeter es beschreiben, und das heißt konkret: Ausmisten überschuldeter und schrottiger Unternehmungen im Rahmen natürlich auftretender Rezessionen und natürlich auftretender Marktkorrekturen.

Doch irgendwie kamen Zentralbanken auf den Gedanken, dass sich ungewünschte Rezessionen ausschalten ließen, indem man gänzlich ungedecktes Geld druckt und dieses zur Stützung von Anleihen und zur Renditesenkung einsetzt. Sie wissen schon – Schuldenkrise lösen durch noch mehr Schulden und so. Ganz große Klasse…

Das war Hybris oberster Ordnung. Der ganze Mumpitz wurde dann zur Gewohnheit und bekam zur besseren Rechtfertigung auch noch einen schicken Namen – Modern Monetary Theory.

Natürliche Marktkräfte sind stärker als Zentral(bank)kräfte

Doch je länger die Zentralbanken volkswirtschaftliches Leid aufschoben, um Nobelpreise und egostärkende Anerkennung durch Uninformierte zu gewinnen, desto größer wurde das von den Zentralplanern selbst angestaute natürliche Leid (tickende Zeitbombe), obgleich auch sie allmählich erkennen müssen, dass der Anleihemarkt, ähnlich dem Meer, mächtiger ist als eine Truppe nicht gewählter Marktvorsteher.

Und tatsächlich rennen jetzt einige Fed-Offenmarktausschussmitglieder (Kashkari, Bostic, Waller et al.) wie kopflose Hühner durch die Gegend und erklären, die gestiegenen Anleiherenditen seien möglicherweise doch stärker als der Leitzins der Fed.

Mit anderen Worten: Nach Monaten markierter geldpolitischer Strenge sagen sie, dass es mit dem Hochzinsmantra „higher for longer“ jetzt vielleicht wirklich genug ist…

Die Zentralbanker, so scheint es, erkennen langsam, was informierte Kreditmarktfreaks schon immer wussten, nämlich: Der Anleihemarkt ist stärker als jede Zentralbank.

Der Preis ist heiß

Also: Die Zentralbanker verlieren letztlich die Kontrolle über die künstliche Anleihepreisbildung.

Das heißt auch: Das große Gewicht sinkender Anleihepreise und steigender Renditen / Zinssätze wird letztlich stärkere Wirkung entfalten als die Gelddrucker der Zentralbanken, mit denen diese Anleihen künstlich „gestützt“ wurden.

Das sage ich seit Jahren, auch wenn auf Zahlen fokussierte Realisten wie ich von „Journalisten“ des Wall Street Journals (WSJ) und der Financial Times (FT) als „Spinner“ bezeichnet werden.

Doch seit Kurzen äußern sich selbst die feinen Leute vom WSJ oder der FT offen besorgt darüber, dass das UST-Angebot die natürliche Nachfrage bei Weitem übersteigt, was einen Anleihepreisverfall und einen fatalen Anstieg der Anleiherenditen nach sich zieht, den die Zentralbanker eigentlich sicher unter Kontrolle geglaubt hatten.

Seit Jahren warnen wir davor – und jetzt hat sich dieses groteske Angebot/Nachfrage-Missverhältnis in den letzten Monaten einfach nur exponentiell verschärft.

Gehen Amerika die Abnehmer/ Müllschlucker für die ständig wachsende Schuldscheinhalde aus?

Jene Billionen-Staatsausgaben, die laut Prognosen bis Jahresende und Anfang 2024 anfallen werden, sind nicht durch echtes Geld gedeckt, was wiederum nur heißt, dass Washington noch mehr Schuldtitel ausspucken wird, die ihrerseits auf immer weniger Gegenliebe/ Nachfrage treffen.

Das ist natürlich ein echtes Problem, das sich seit sehr, sehr langer Zeit direkt im Sichtfeld versteckt gehalten hat.

Wenn das Angebot an Staatsanleihen deren Nachfrage übertrifft, sinken die Preise dieser Anleihen und ihre Renditen steigen, wodurch die Zinssätze (also auch die Kreditkosten!) eine verhängnisvolle und nicht mehr nur schmerzhafte Wirkung entfalten.

Den Journalisten der FT, die zumeist nie an einem Trading Desk gesessen haben, fällt es dennoch furchtbar schwer, sich das Unaussprechliche auch nur vorzustellen – d.h. eine Totalimplosion des Staatsanleihemarkts und somit eine Totalimplosion des Finanzsystems.

Nachdenken über das Undenkbare

Sie betrachten die US-Staatsanleihe als „too big to fail“ – oder, um es in deren Worten zu sagen: Ausfälle bei der heiligen US-Staatsanleihe sind schlichtweg „undenkbar“.

Gut, dann bitte nochmal nachgedacht…

Zumindest krähen jetzt auch die Mainstream-Finanzexperten, dass jegliche Bedrohung der US-Staatsanleihe „den Staat zum Handeln zwingen würde“.

Hier kann ich diesen „Journalisten“ ausnahmsweise zustimmen.

Allerdings wäre noch zu klären, was „den Staat zum Handeln zwingen“ eigentlich bedeutet – und zwar in einfacher Sprache.

Keine Optionen für gutes Handeln

In aller Kürze heißt das: Der „Staat“ müsste „handeln“, indem er den Anleihemarkt im Besonderen und das globale Finanzsystem im Allgemeinen rettet, wofür er Billionen und Aberbillionen gedruckter US-Dollar für den Ankauf eigentlich unbeliebter US-Schuldtitel aufwenden würde.

Mit anderen Worten: Anleihen lassen sich nur durch die Zerstörung von Währungen retten.

Aufmerksame Beobachter erkennen hier einen schon laufenden Trend (man denke an die Repo-Krise von September 2019, den Covid-Crash von März 2020 oder die Gilt-Krise in Großbritannien), vor dessen Folgewirkungen wir gewarnt hatten, lange bevor es die Experten taten.

Derartige „staatlichen Maßnahmen“ werden den USD natürlich langsam zerstören. Doch auch davor warnen wir seit Jahren: Im Rahmen eines zentralisierten und schuldenstrotzenden Finanzversagens ist es immer die Währung, die als finale Blase platzt.

Der einst exzeptionelle USD macht hier leider keine Ausnahme mehr. Doch eine Weltreservewährung zu versenken, dauert einfach länger, deutlich länger.

Das ist übrigens keine „Sensationsmache von Goldbugs“, sondern simple Geschichtsbetrachtung gestützt von simpler Mathematik, zwei Disziplinen, die unsere Führungen, Finanzjournalisten und selbst Banker entweder nicht verstehen oder mit allen Kräften ignorieren, canceln oder ablehnen.

Auch hier wieder diese Ironien…

Selbst die Medien können das Offensichtliche nicht leugnen

Zumindest die Mainstream-Experten kapieren es langsam. Das liegt aber nur daran, dass das Problem beispielloser Defizite nebst steigender Anleiherenditen und somit steigender Verschuldung inzwischen zu offensichtlich geworden ist, als dass es sich weiter ignorieren ließe.

Das WSJ schrieb kürzlich, dass „Defizite letztlich doch wichtig sind“.

Hmmm. Wichtig sind sie ja nicht erst seit gestern  – ich mein’ ja nur…

Wird hier etwa Dollarschwäche angekündigt?

Wie die Fakten und die verklausulierten Fed-Formulierungen (der jetzt scheinbar gurrenden Fed-Vertreter) nahelegen, könnte der US-Dollar bald zugunsten der kaputten US-Schuldtitel „schlechtgeredet“ werden.

Schon jetzt setzen die Medien die Eckpfeiler für ein schmerzliches US-Dollar-Endspiel.

Und das kommt KEINESWEGS überraschend, auch wenn der Greenback seinen relativen Status als fittestes Pferds im Schlachthof hält.

Zumindest bis auf Weiteres verabschiedet sich der USD von seinem bisherigen Aufwärtstrend…

Diese US-Dollarschwäche bringt die notwendige Liquidität, um am überdehnten UST-Markt für etwas Entspannung zu sorgen.

Allerdings wird der USD (DXY) aus meiner Sicht noch deutlich stärker sinken müssen, um dem Staatsanleihemarkt die dringend benötigten Zeitreserven zu erkaufen.

Die Wahl der Qual: Demoliertes Finanzsystem oder kastrierter USD?

Letztendlich muss eine Wahl getroffen werden zwischen Systemrettung (dessen Grundstein die Staatsanleihen sind) oder dem Währungsopfer.

Mit anderen Worten: Machen Sie sich bereit für mehr dollarschädigendes „staatliches Handeln“ seitens einer nicht-staatlichen / privaten Unternehmung, auch bekannt als Federal Reserve – und zwar komplett in Form von direktem, magischem Mausklickgeld.

Die aufgeschobene Kehrtwende, die schon begann

Die unausweichliche Kehrtwende der US-Notenbank in Richtung QE ist seit mehr als einem Jahr durch versteckte QE-artige Maßnahmen aufgeschoben wurden, einerseits durch das US-Finanzministerium unter Yellen (per Auffüllung des Treasury General Account mit T-Bills) und  andererseits durch duale (und mehrere Billionen $ schwere) Buchhaltungstricks im Rahmen des „Bank Term Funding“-Rettungsprogramms (wobei Uncle Sam den Banken mit einer Nennwert-Hinterlegung Gewinne garantierte, während die Marktverluste auf die Allgemeinheit abgeschoben wurden…).

Oder wäre vielleicht Krieg angebracht? Was sagt Hemingway dazu?

Tatsächlich könnte eine weitere massive Geldschöpfungsdosis von Typ 2020 (und die damit einhergehende Währungsentwertung) nur noch mit einem großen, heftigen und fiesen Krieg öffentlich gerechtfertigt (und teilweise abgefedert) werden, der von kriegsähnlichen „Notfallmaßnahmen“ begleitet ist, die es unserer Führung erlauben, eine jahrzehntelange Schuldensucht im Gefechtsrauch untergehen zu lassen (oder mit COVID, Putin, Marsmenschen zu entschuldigen), anstatt die Verantwortlichkeit im eigenen Badezimmerspiegel zu suchen.

Auch hier hat Hemingway den Trend wahrscheinlich schon lange vor dem WSJ oder der FT erkannt:

„Das erste Allheilmittel schlecht verwalteter Nationen ist Währungsinflation. Das zweite ist Krieg. Beide bringen vorläufig Wohlstand; beide bringen dauerhaft Ruin. Aber beide sind Zufluchtsort für politische wie ökonomische Opportunisten.“ / Ernest Hemingway

Und alles dreht sich

Angesichts brennend heißer Konflikte in der Ukraine und Israel stoßen Biden und sein kaputter Anleihemarkt nun auf einen strategischen Wendepunkt, an dem sich die USA zusätzliche Kriegsunterstützung für die eigenen Alliierten einfach nicht mehr leisten können, ohne dass der USD verwässert oder der UST-Komplex überdehnt wird.

Und somit, liebe Leute, drehen wir uns weiter und weiter im ultimativen Teufelskreis, in welchen letztlich noch jede schwer verschuldete Nation gezogen wurde.

Und das geht so: 1.) schlecht verwaltete Nationen werden schuldensüchtig und entwerten 2.) ihre Währung, um die Verschuldung zu finanzieren, woraufhin 3.) die Inflation kommt, gefolgt von 4.) steigenden Zinsen, mit denen die Inflation bekämpft werden soll, was wiederum bedeutet, dass 5.) auch die Kosten des Schuldendiensts steigen, weshalb 6.) mehr inflationäre Währungsschöpfung auf den Weg gebracht wird, um die steigenden Zinsen gegenfinanzieren zu können.

Vereinfacht gesagt, im Teufelskreis der Verschuldung sind die USA an die Gewölbedecke der „fiskalischen Dominanz“ gestoßen, woraufhin Inflationsbekämpfung nur noch mehr Inflation erzeugt.

Die Welt blickt durch…

Wir sind natürlich nicht die einzigen, die das erkennen.

Tatsächlich blickt so gut wie die gesamte Welt langsam durch; die erweiterten BRICS-Nationen unternehmen die ersten stetigen Schritte (Entdollarisierung), während u.a. die östlichen Zentralbanken in Rekordumfang physisches Gold aufstapeln in Vorbereitung auf den langsamen aber stetigen Niedergang (aber nicht Untergang, worauf Brent Johnson richtigerweise hinweist) der Weltreservewährung.

Ich hatte es erst kürzlich geschrieben: Wie Könige, die zur Abwehr nahender Angreifer Pferde und Kanonen an die Grenzen schaffen, lagern Zentralbanken heute physisches Gold ein, um sich gegen die Entwertung des USD zu verteidigen.

Es ist wirklich nicht zu übersehen.

Das könnte auch erklären, warum Gold in London und NYC weiter steigt – trotz sogenannter „positiver Realzinsen“ und trotz eines immer noch relativ starken USD.

Denn durch den Rauch brennender Währungen kann die Welt, einschließlich der Shanghaier Goldbörse, den goldenen Leuchtturm erblicken.

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About Matthew Piepenburg
Matthew Piepenburg begann seine Finanzkarriere als Wirtschaftsjurist. Während der NASDQ-Bubble (1999 – 2001) gründete er seinen ersten Hedgefonds. Im Anschluss daran richtete er seinen eigenen sowie andere HNW-Family-Funds auf alternative Investments aus. Zeitgleich agierte er als allgemeiner Berater, CIO und später Geschäftsführer einer Single- und Multi-Family-Office. Matthew arbeitete zudem eng... Mehr…

Matthew Piepenburg
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